
PHILOKTET
Schauspiel von Heiner Müller
NEOPTOLEMOS: Zum Helfer bin ich hier, zum Lügner nicht.
ODYSSEUS: Doch braucht es einen Helfer hier, der lügt.
Unterwegs nach Troja wird der unglückselige Feldherr Philoktet von einer Schlange gebissen. Der üble Gestank dieser schwärenden Wunde und die Schmerzensschreie des Gebissenen veranlassen Odysseus, Philoktet auf der kargen Insel Lemnos auszusetzen. Doch nun, nach zehn Jahren, erhält Odysseus den Auftrag, den Verstoßenen zurückzuholen. Denn nach der Prophezeiung braucht es Philoktet und seinen magischen Bogen, um den Krieg gegen Troja zu gewinnen. Odysseus kommt jedoch nicht allein nach Lemnos. Bei ihm ist Neoptolemos, der Sohn Achills, der Philoktet durch eine List für den Feldzug der Griechen gewinnen soll. In ihren Hass auf Odysseus sollen sich beide verbrüdern und der Gestrandete freiwillig zum Schlachtfeld vor Troja mitkommen. Doch die Insel Lemnos ist zu klein für drei und selbst die raffinierteste Strategie Odysseus‘ kann unerwartet scheitern. Heiner Müllers 1965 verfasste PHILOKTET-Bearbeitung nach dem Original von Sophokles ist Kriegsgeschichte, Kriminalstück und Kammerspiel zugleich. PHILOKTET erzählt, in der stets messerscharfen Sprache des vielfach ausgezeichneten Dramatikers, dass, egal, wie gerecht eine Sache zu sein scheint, verzweifelte Menschen auf unmoralische Mittel angewiesen sind.
Mit PHILOKTET in der Regie des Künstlerischen Leiters Hans Dreher eröffnet das PRT die Theatersaison 2022/23. Selbst im pessimistischsten Stoff sucht Dreher in seinen Regiearbeiten nach den magischen Augenblicken, in den der Bühnenzauber und der absurde Humor durchschimmern können.
Trailer: Peter Wedel - © PRT
Mit:
Nermina Kukic - Philoktet
Katja Heinrich - Odysseus
Sina Ebell - Neoptolemos
Regie: Hans Dreher
Ausstattung: Clara Eigeldinger
Licht: Joachim Kiel
Regieassistenz: Kerstin Sommer
Ausstattungsassistenz: Marius Glagovsek
Fotos: © Laura Thomas
Die Produktion wird im Rahmen des Zukunftsprojektes der Stadtwerke Bochum realisiert.
Pressestimmen
PHILOKTET im PRINZ REGENT THEATER: Stürmischer Beifall für drei fabelhafte Schauspielerinnen. […] Was schnell klar wird: Dreher nimmt das Stück ernst und dringt mit seinen Darstellerinnen bis in die Tiefe vor. Wahre Textgebirge sind es, die das unerschrockene Trio zu schultern hat. […] Die Bühne von Clara Eigeldinger, die zunächst aus massiven Steinblöcken besteht, wandelt sich in ein Schlachtfeld. Gut gewählte Popsongs erklingen, dazu gibt es viel Licht und Nebel und sogar einen rasant inszenierten Messerkampf. (WAZ)
Hans Drehers Inszenierung von Heiner Müllers perfekt komponiertem Versdrama erweist sich auf mehreren Ebenen als herausragend. Zum einen besticht sie durch eine ungeheure Aktualität, die aber ganz ohne oberflächliche Aktualisierungen auskommt. Nichts in ihr verweist direkt auf den Angriffskrieg, der gerade auf europäischem Boden stattfindet. Dennoch ist er in jedem Moment der Aufführung präsent. Müllers Verse führen einen direkt ins Innerste einer vom Krieg und seinen Lügen ausgelösten Mechanik. In ihr ist jeder Mensch nur ein Rädchen, das manipuliert werden kann. Zum anderen verleiht Hans Drehers Entscheidung, alle drei Rollen mit Schauspielerinnen zu besetzen, Müllers Sprache eine tiefe emotionale Wucht. Katja Heinrich, Nermina Kukic und Sina Ebell machen sich die Verse auf grandiose Weise zu eigen und führen einem ihre schillernde Schönheit vor Augen. Müllers Tragödie ist eben nicht nur eine präzise Analyse eines jeden Krieges, sie ist auch ein überwältigendes Fest der Sprache. (kritik-gestalten.de)